Wegwarte

Philosophisches Atelier

„Der bei kleinen Kindern noch vorhandene Impuls, den ganzen Körper einzusetzen, um das eigene Befinden zum Ausdruck zu bringen, wird später mehr oder weniger deutlich unterdrückt. Gefühle von Angst und Schmerz, auch von übermäßiger Freude und Lust, werden im Zusammenleben mit Anderen zunehmend kontrolliert.
Auf diese Weise passt sich jeder Mensch im Verlauf seiner Kindheit an die Vorstellungswelt und die Verhaltensweisen der Erwachsenen an, mit denen er aufwächst.Später, als Jugendlicher, orientiert er sich zunehmend an den Denk- und Verhaltensweisen seiner Altersgenossen….Ohne es selbst zu bemerken, entfernt sich der betreffende Mensch im Verlauf dieses Anpassungsprozesses immer weiter von dem, was sein Denken, Fühlen und Handeln ursprünglich…geprägt hatte: die eigene Körpererfahrung und die eigene Sinneserfahrung. Indem er all das zu unterdrücken beginnt, was bisher der selbstverständlichste und ureigenste  Teil seines Selbst war, wird er sich selbst…fremd. Sein Körper und die aus seiner Körperlichkeit erwachsenden Bedürfnisse werden-weil sie dem starken Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Anerkennung , nach Identitätsentwicklung  und Selbstentfaltung im Wege stehen- als Hindernis betrachtet und deshalb unterdrückt und abgetrennt.“
Gerald Hüther “ Was wir sind und was wir sein könnten “ Fischer Taschenbuch 2014 Seite 54/55

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“ Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir alle unsere inneren Werte entwickeln können,  die keiner Religion widersprechen, die aber auch- und das ist entscheidend- von keiner Religion abhängig sind. Ich hoffe deshalb, dass wir deshalb auch zu immer  mehr ethischer Bewußtheit finden und dadurch in absehbarer Zeit eine Werte- Transformation erleben….Und nur so entsteht das Glück, nach dem wir alle streben. Aber: Angesichts der Probleme unserer Zeit reicht es nicht mehr, Ethik nur auf die Werte von Religionen zu gründen. Es ist vielmehr höchste Zeit, für unser Verständnis von Spiritualität und Ethik in der globalisierten Welt einen neuen Weg jenseits der Religionen zu eröffnen. „
aus “ Der Appell des Dalai Lama an die Welt “  Benevento Verlag  2015 / Seite 35